Die Ernüchterung war groß im Lager des TTV Gärtringen, der beim überraschend deutlichen 2:9 bei der SpVgg Weil der Stadt seinen ersten Matchball zur Landesliga-Meisterschaft versemmelte. Im Lager des Tabellenführers redete man dann auch nicht um den heißen Brei herum, war offen für Selbstkritik. „Außer Tommi Konjuh hat heute keiner von uns seine Normalform erreicht“, resümierte Ingo Gotsch, „das war unsere mit Abstand schlechteste Saisonleistung, einfach unterirdisch.“
Die Männer IV nach dem glanzvollen 9:3 gegen Tischtennis Schönbuch II, von links: Maximilian Bühler, Matthias Greulich, Jonathan Stober, Felix Laforsch, Michael Urbanek, Karl-Heinz Ardelt
Offenbar, und da machten die Gärtringer auch keinen Hehl daraus, gelang es nicht, mit der grundlegenden Situation umzugehen. Schließlich wäre ein Sieg beim Tabellenvierten gleichbedeutend mit der Meisterschaft gewesen. „In meinen Einzeln spielte sicherlich die mentale Komponente auch eine Rolle“, sagte Teamkapitän Tim Holzapfel, der gegen einen stark aufspielenden Niklas Pollin seine erste Rückrundenniederlage am mittleren Paarkreuz einstecken musste. Durchaus eine Überraschung gegen einen Gegner, der im Ranking gut 200 Punkte aufzuweisen hat. Jens Seidel und Justin Kühne (beide gegen den über sich hinauswachsenden 22-jährigen Nico Streit) ereilte dasselbe sportliche Schicksal in der Rolle des Favoriten.
Zu Beginn mussten die Gärtringer froh sein, nach den Doppeln nicht schon mit einem 0:3-Rückstand konfrontiert zu werden. Das Spitzendoppel mit Jens Seidel und Justin Kühne kam nach klarer 2:0-Satzführung (11:3, 11:6) gegen Nico Streit/Lorenz Kaschuba noch mächtig in die Bredouille, musste im entscheidenden fünften Satz sogar einen Matchball abwehren und brachte die Partie beim 13:11 gerade so noch durch. Durch die Niederlage von Seidel gegen Nico Streit und das erwartbare 1:3 von Justin Kühne gegen Weil der Stadts Topmann George Tunde Shoneye stand der Tabellenführer frühzeitig unter Zugzwang. Dass der Erfolg von Abwehrspieler Tomislav Konjuh gegen Lorenz Kaschuba dann der einzig weitere für den TTV sein sollte, hätte im Vorfeld wohl kaum jemand für möglich gehalten.
„Es war einfach der Wurm drin, wir waren ein bis zwei Klassen schlechter als sonst“, hielt Ingo Gotsch nicht hinterm Berg. Er selbst hätte gegen den ehemaligen Vereinskameraden Andreas Dannwolf gerne gepunktet, musste aber genauso mit 9:11 im Entscheidungssatz passen wie Gerd Jäger gegen Jan Heinzelmann. Die recht lange Spieldauer von drei Stunden belegte am Ende, dass die 2:9-Schlappe sicherlich etwas zu hoch ausfiel, verdient hatte sich der Gegner den Gesamterfolg allemal. Zwei Spieltage vor Saisonende ist der Vorsprung gegenüber dem Zweiten TV Rottenburg (9:5 in Nusplingen) auf drei Punkte geschmolzen. „Auch wenn es im ersten Anlauf nicht mit der Meisterschaft klappte, lassen wir uns die starke Saison mit diesem Spiel nicht kaputtreden“, sagte Jens Seidel, „wir haben uns die weiterhin komfortable Situation in den letzten Monaten erarbeitet und jetzt machen wir eben am Sonntag in Derendingen den Titelgewinn perfekt.“
Beim Großspieltag in Weil der Stadt machte parallel auch die zweite Mannschaft des TTV ihre Aufwartung, trat zum fälligen Bezirksliga-Duell beim Dritten Weil der Stadt III an. „Der 9:2-Erfolg fiel sicherlich etwas zu hoch aus, wir hatten in ein paar kniffligen Situationen auch das notwendige Quäntchen Glück“, sagte Kapitän Ullrich Gotsch, der selbst gegen Simon Raußmüller einen „big point“ erzielte, als er vier Matchbälle in Serie (6:10 im vierten Satz) mit großem Kampfgeist abwehrte. Seinem Neffen Timo Gotsch gelang gegen den unbequem zu bespielenden Thomas Henseler ebenso ein Husarenstreich nach Abwehr zweier Matchbälle. Außerdem punkteten in den Einzeln Wolfgang Barwig, Michael Gakstatter und Simon Gotsch. Analog zur ersten Mannschaft steht die TTV-Zweite ebenso dicht vor dem Titelgewinn, ein Sieg aus den letzten beiden Partien gegen den SV Leonberg/Eltingen II und beim SV Rohrau dürfte reichen.
Mit einem 1:8 bei den Allgäuerinnen des SV Deuchelried verabschiedeten sich die Frauen des TTV Gärtringen aus der Verbandsoberliga, nach einer einjährigen Stippvisite geht es nun wieder zurück in die Verbandsliga. Auch wenn der Wiederabstieg längst feststand, verkaufte sich der TTV beim Tabellenvierten teuer. Sylke Gärtner und Christiane Lay schrammten knapp an einem Sieg im Doppel vorbei, auch Anka Mutkes 2:3 gegen Agnieszka Ochmann war bitter (beides 9:11 im Entscheidungssatz). Am Ende besorgte Sandra Koberstein beim 11:8, 11:9 und 11:6 über Ochmann den Ehrenpunkt.
Den Männern III gelang nach einer insgesamt eher durchwachsenen Spielzeit nunmehr noch der Sprung auf den Relegationsplatz, so dass es im Mai zur brisanten Saisonverlängerung um den nachträglichen Aufstieg in die Bezirksklasse kommt. Erst sorgte die eigene vierte Mannschaft beim 9:3-Heimerfolg über Tischtennis Schönbuch II für etwas Schützenhilfe, dann brachte man selbst mit einer starken Aufstellung (Simon Gotsch, Timo Gotsch, Thomas Fink, Oliver Pfister, Jürgen Lay und Michael Breitmeyer) dem souveränen Tabellenführer SG Deufringen-Aidlingen II mit 9:4 die erste Saisonniederlage bei. In der vierten Mannschaft hielten sich Jonathan Stober, Karl-Heinz Ardelt, Felix Laforsch und Matthias Greulich in Einzeln und Doppeln schadlos.